Auf der Straße liegend
In einer größeren Kleinstadt, fernab des Vernünftigen, nahe der Verrücktheit, flanierte eine fein betuchte, juvenile Frau mit fuchsroten Haaren.
Vom Elternhaus verstoßen, von den Freunden verlassen, und doch frei – frei von indoktrinierender Bildung, fernab des Fascho-Mainstream und beruflicher Fähigkeiten oder akademischer Propaganda!
So sah es nun aus im Leben der jungen Elisa, die nun in einem Café saß und ein geschäftiges Treiben beobachtete.
Tage voll Zorn,
doch vor wem sollte mir bangen?
Freiheit, Liebe eng verworren
was nie jemals die Alten sangen.
Trage böse Menschen ich in meinem Herzen,
hat niemand Absicht Mauern zu errichten
in einer Zeit der Schmerzen.
Sind das neue Geschichten?
Wer mag schon den Rubikon queren,
wenn keine strengen Richter es erschweren
den totalen Krieg zu erklären.
Da steht er nun, der arme Tor.
Vergisst nie mehr,
das mit der Freiheit.
Und kommt mit Regenschirm dem Sturm zuvor.
„Mama, schau die Sterne an!“,
sprach der kleine Elefan.
Er blickte in den Mond hinein,
Ach könnt er nur bei den Sternen sein.
Doch selbst dort weit oben gab’s den Löwen,
doch Mama würde ihn nochmal beschützen.
Traurig blickte er in den Sternenhimmel hinein,
Ach könnt er nur bei Mama sein.
MehrDie junge Frau reagierte im Affekt – blitzartig kniete sie sich zu dem Mann, der am Bahnsteig lag und sich vor stöhnenden Schmerzen krümmte. Sie konnte nicht sehen, was passiert ist
Sie ratterte den Fragenkatalog ab, den sie vor knapp drei Jahren für den Führerschein gelernt hat.
“Sind sie ansprechbar?”
“Mmpfmpf:“
Der Mann im Anzug hielt sich schützend eine Hand vor dem Mund, der Kiefer hing locker herum, aber er schien ansprechbar zu sein.
MehrEr seufzte, als sich die Anzeigetafel aktualisierte. Die Bahn sollte mit einer fünfundvierzigminütigen Verspätung eintreffen. Natürlich hätte man sich das denken können, aber man konnte ihm auch nichts vorwerfen. Soll der Chef doch sagen, dass er eine frühere Linie aussuchen sollte. Dabei wussten sie beide, dass das Unsinn war.
Sein Handy summte. Es war nicht sein Boss, sondern seine Tochter. Er schmunzelte leicht. Sie sollte eigentlich schon im Bett sein. Er schrieb ihr, dass er noch etwas erledigen musste, dass er spät nach Hause kommen würde und dass sie jetzt ins Bett gehen sollte. Sie rief ihn an, doch er wollte nicht telefonieren und drückte sie weg.
Er wusste, von wem sie ihre Ungeduld hatte.
MehrAls Pastor Hoeffers Kopf wie der eines Schuljungen aus der Tür seiner Kirche lugte, war es schon am Dämmern. Er wirkte verängstigt, doch vielleicht fror er auch nur aufgrund des aufkommenden Winters. Seine Kutte wehte leicht, doch er hielt sein Holzkreuz fest umschlossen. Man konnte nicht genau erkennen, ob er das Kruzifix vor dem Wetter schützen oder das Kreuz näher an sein Herz drücken wollte. Es war ein schlichtes Kreuz, bescheiden wie der Gottesmann selbst, doch für ihn hatte es einen ungeheuren Wert.
MehrSpiegelschrift
Ich begegne mir in einer Eigenart,
die mir sonst das Leben niemals bat.
Die Stirnfalten scheinen surreal,
egal
Die Tränensäcke dick und rot
Ein Blick, wie mir das Leben bot.
Ein Haschen auf den Nacken
bietet mir
im Fingerknacken
warum ich bin so jetzt und hier.
Wieder im jetzt,
die Spritzer sind kaum versetzt
so parallel, fast linear
die Frage ist, ist das noch wahr?
Ein Burgund, farblich rund
Ich verzichte als ich sie gründlich sichte
auf ein Abwischen;
können sie mir nicht ins Gewissen mischen.
Schon wieder vergessen
von mir besessen
Kehre in die Realität zurück
doch was! das gemeine Stück
Komme nicht aus meinen Gedanken raus
aus!
Die Realität sie spielt mir was vor
Ein Knacken im Ohr
Was ich im Spiegel seh
ist nicht was ich mal im Spiegel sah
MehrHerbstfrost
Die Tage vergingen und langsam schleppte sich unser Schicksal von Woche zu Woche, um jede Stunde, in der wir den Anmarsch der SS fürchteten. Wir wollten zurück, wie vereinbart nach zwei Wochen, doch der Pfarrer bat uns inständig in seinen Briefen, auszuharren.
MehrWer hält die Fackel in die Höhe
Wo ist das Licht?
Die Schiffe stranden und werden gekentert.
Denn die Finsternis hat den Leuchtturm eingenommen.
MehrWas, oh Welt, hasst du den Despoten,
der grausige Widerheld von dir hervorgebracht?
Wie bitter ziemt ihr vor dem Echo,
das ihr in tiefer Sturheit in den Berg gerufen habt?
Schande über dich, Erzrebell der Natur!
Auf ewig soll die Furcht gegen dich
tiefsten Hass begründen.
Soll das Leid, dem du entflohst,
mit erbitterter Vergeltung über dich kommen.
MehrKapitel 7: Liebe zum Vater(land)
Stefan saß mit seinem Vater mal wieder allein an dem übergroßen Essenstisch – sie benötigten die antike Holztafel nicht, doch sie hatten ihn praktisch geschenkt bekommen. Um sie herum standen fünf Bedienstete. Immer wieder ließ sich sein Vater das Weinglas bis zum Rand neu einschenken. Stefans rührte sein Glas nicht an. Beim achten Glas, und damit der dritten Weinflasche, die sein Vater leerte, fing er an loszupoltern und beschimpfte seinen Sohn: “Was wärst du nur ohne mich, Kind?!”, er schwenkte mit seiner Hand über den Tisch und warf sein Glas um – ein Bediensteter war sofort zur Stelle, um aufzuräumen, “Hätte ich dich nicht beschützt, als du Feigling desertiert bist -” Stefan sah seinen Vater zornig an. Normalerweise schwieg er, doch diesmal unterbrach er Johann van Nauritz mit seiner brechenden Stimme: “Gäbe es keine Monster wie dich hätte ich niemals meinen Posten verlassen.” Er spürte, wie die Bediensteten die Luft anhielten – sie waren professionell und schwiegen stets, wenn Herr van Nauritz mal wieder ausfiel. Doch dass sein Sohn Widerworte gab, war auch für sie neu.
MehrKapitel 6: Respekt
Ich fiel. Es war dunkel, doch ich spürte, dass mich Gestein umgab. Kalte Steine, an denen Moos wuchs. Ich fühlte, wie klares Wasser an ihnen entlang rannte und zählte die Sekunden, die ich mich jetzt schon im freien Fall befand.
Eine Sekunde. Zwei Sekunden. Drei Sekunden.
Etwas umfasste meinen rechten Arm. Ich roch die staubigen Steine und schmeckte das nasse Moos. Auch das kalte Wasser fühlte ich in meinen Händen. Doch ich sah nicht, was mich da so unnachgiebig Richtung Boden drückte.
Ich riss meine Augen auf. Vor meinem Bett stand der junge Mann, mit dem ich gestern im Speisesaal mein Brot teilte. Er fuchtelte aufgeregt mit den Händen und sagte etwas auf polnisch. Ich versuchte aufmerksam zuzuhören, doch ich verstand kein Wort. Ich schüttelte verwirrt den Kopf, sodass er anfing, langsamer zu sprechen. Jetzt verstand ich wenigstens ein Wort: “Sigvarda, Sigvarda!”, sagte er und deutete auf die Tür.
Ich raffte mich aus meinem Bett und zog mir ein Hemd über. Vor der Tür stand die Schwester. Sie sah mich grimmig an: “Wir haben einen Problem.”
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